Auch Ehemalige meldeten sich zur Mitarbeit - Josef-Nuber-Stiftung ehrt Mitarbeitende mit Sonderprämie
Meitingen, 19.02.2021 (pca). Das Johannesheim in Meitingen hat sehr schwere Zeiten hinter sich. An den Weihnachtstagen brach der Corona-Virus in dem traditionsreichen Alten- und Pflegeheim im Landkreis Augsburg aus. Bewohnerinnen und Bewohner, Pflegekräfte und Mitarbeitende in der Hauswirtschaft infizierten sich. "Es war nicht nur schlimm, sondern auch eine Zeit extremer Belastungen. Die Sorge um die Erkrankten, die psychischen Belastungen waren enorm. Wir wussten nicht, wie wir alles stemmen sollten", sagt Stefan Pootemans. Und dennoch machte der Leiter des Johannesheims eine Beobachtung, die ihm Zuversicht schenkte. Er gesteht auch: "Das lässt uns auch etwas stolz auf unser Johannesheim sein."
"In dieser extremen Zeit haben alle extrem gut zusammengehalten." Dabei ging der Zusammenhalt über die aktuelle Mitarbeiterschaft hinaus. Zwei ehemalige festangestellte Mitarbeiterinnen hatten sich bei Pootemans gemeldet und ihm ihre Mithilfe zugesagt. Diesen Zusammenhalt hat auch Josef Nuber, Unternehmer und Gründer der nach ihm benannten Josef-Nuber-Stiftung, beobachtet. "Das verdient Anerkennung!", sagte er. So erhalten alle im Team des Johannesheims eine Sondervergütung durch die Stiftung.
Auch Magda Stach und Anna Walther-Richters gehören zu den so Geehrten. Sie freuen sich darüber. Doch darum ging es ihnen nie. Stach hatte 25 Jahre lang in der Küche des Hauses mitgearbeitet, die Zubereitung der Speisen vorbereitet, gekocht, gebacken und wo nötig mitangepackt. Seit fünf Jahren ist sie in Rente. Seitdem hat sie zwar immer wieder mitgearbeitet, wenn auch nur wenige Stunden. Als jetzt in der Krise auch der Koch infiziert war, ging sie spontan zu Pootemans. "Machen Sie sich keine Sorgen. Ich kümmere mich", sagte sie. Und so war es dann auch. "Die Küche lief wie eine eins. Zu keinem Zeitpunkt musste ich mir Sorgen machen. Die Versorgung aller im Haus war gesichert", erzählt Pootemans. Und gleichzeitig habe er Mitarbeiterinnen aus der Küche für die Wohngruppen abziehen und dort als Präsenzkräfte einbringen. Sie glichen dort die krankheitsbedingten Ausfälle aus und übernahmen die durch die Infektion im Haus entstandenen Mehrarbeiten und hygienischen Vorsorgemaßnahmen.
Auch Anna Walther-Richters war schon in Rente. Bis Ende 2019 war sie im Johannesheim als gerontopsychiatrische Fachkraft im Johannesheim tätig. 20 Jahre lang arbeitete sie dort. "Ich hatte selbstverständlich das Ausbruchsgeschehen verfolgt. Ich habe ja noch zahlreiche Kontakte zu Mitarbeiterinnen. Sie erzählten mir, wie schlimm es war." Auch wenn sie sich kurz Sorgen machte, ob sie dadurch in die Gefahr geraten könnte, andere anzustecken, entschied sie sich doch, bei Pootemans anzurufen. Heute, gut sechs Wochen nach ihrem Anruf, sagt sie genauso wie Magda Stach: "Ich habe es nicht bereut." Jeden Montag kommt sie nun seit über sechs Wochen ins Haus und führt die Reihentestungen bei den Bewohnerinnen und Bewohner sowie allen Mitarbeitenden in der Pflege, der Hauswirtschaft wie auch Verwaltung durch. Sie ist ehemalige Krankenpflegerin und durfte deshalb diese Testungen durchführen.
Dass sie diese Arbeit nicht bereut hat, liegt aber nicht an dieser Arbeit. Für die Bewohnerinnen und Bewohner waren diese Abstriche "Stress". "Sie haben ja Beschwerden und Schmerzen. Für sie war und ist der Test unangenehm, zum Teil unzumutbar. Manche haben geweint." Walther-Richters nahm sich deshalb die Zeit, mit ihnen zu reden. "Diese zehn bis 20 Minuten sind es eigentlich, weshalb ich es nicht bereue mitzuhelfen." Auch die Kolleginnen und Kollegen in der Pflege und in der Hauswirtschaft waren froh, dass Walther-Richters mithalf. "Es ist echt gut, dass Du kommen kannst", sagten sie zu ihr. Walther-Richters hatte auch für sie ein offenes Ohr. "Diese Krise hat selbstverständlich auch sie belastet und ihnen Sorgen auch im Hinblick auf ihre Familien bereitet."
Pootemans hat alle Mitarbeitende des Hauses zu einem persönlichen Gespräch eingeladen, um sich bei ihnen persönlich zu bedanken. "Nicht vergessen möchte ich, dass dank des Aufrufes des Landratsamtes Augsburg drei weitere Personen gemeldet hatten. Wir haben sie gut angelernt. Auch sie waren uns eine große Hilfe." Pootemans, dem die Krise mit allen ihren schlimmen Folgen und auch das Schicksal der in dieser Zeit verstorbenen Bewohnerinnen und Bewohner nahe geht, mehr als er zugestehen möchte, erkennt in diesem Erlebnis der Solidarität der beiden ehemaligen Mitarbeiterinnen und der gesamten Mitarbeiterschaft in dieser Krisenzeit sehr viel Positives.
"Dieses Miteinander, diese Solidarität war und ist einfach toll - für mich, aber auch und das vielmehr für unser Johannesheim", sagt Pootemans und gerät dabei ins Schwärmen über so viel Verbundenheit mit dem Meitinger Alten- und Pflegeheim.