Rollenmuster
Der Sündenbock / das schwarze Schaf
Im Gegensatz zum Helden, der versucht alles perfekt zu machen, neigt der Sündenbock eher zu Rebellion und Auflehnung. Er ist trotzig, feindselig eingestellt, gerät leicht in Wut, hat aber gleichzeitig ein sehr niedriges Selbstwertgefühl. Dadurch wird er nicht übersehen, erfährt aber in erster Linie eine negative Aufmerksamkeit. Durch sein Verhalten wir er selbst als Problem gesehen und lenkt damit vom eigentlichen Problem in der Familie – der Suchtabhängigkeit – ab. Dieses Kind neigt dazu, der eigentliche ‚Symptomträger‘ der Familie zu werden. Er erweckt den Eindruck, dass doch alles in Ordnung wäre, wenn nur dieses Kind nicht so aufsässig und bockig wäre. Sündenböcke werden auch unter Kindern häufig ausgegrenzt und neigen dazu, sich anderen Sündenböcken anzuschließen, um Anerkennung und Bestätigung zu erhalten.
Der Clown / das Maskottchen
Das Maskottchen, der Clown ist meistens das jüngste Kind. Es fällt durch Spaß und Aufgeschlossenheit auf. Es ist komisch, lustig und unterhaltsam. Durch seine für sein Umfeld aufgeschlossene Art erfährt es viel Aufmerksamkeit. Der Familie bringt es Freude und Humor und lenkt dadurch von den Alltagssorgen ab. Nach außen vermittelt es den Eindruck, dass nur in einer intakten Familie solch ein fröhliches und humorvolles Kind aufwachsen könne. So erhalten sie anfangs viel positive Aufmerksamkeit. Doch weil sie andererseits ebenso unreif, ängstlich, wenig belastbar sind und deshalb auch oft unangemessen reagieren, werden sie von anderen dann als nervend, störend und zappelig empfunden. Sie wirken oft Aufgedreht und überaktiv. Nicht selten erhalten sie deshalb bereits in jungen Jahren Beruhigungsmittel.
Der Held
Zumeist ist der Held das älteste Kind. Er versucht, den trinkenden Elternteil zu ersetzen und dadurch das Familienleben weithin funktionieren zu lassen. Durch eine hohe Leistungsbereitschaft in Schule und Sport z.B. holt er sich die Anerkennung und Aufmerksamkeit, die er zuhause nicht erhält. Dadurch fühlt er sich wertvoll und angenommen. Gleichzeitig schützt er sich durch sein aktives Handeln vor Angst und Hilflosigkeit.
Das verlorene Kind
Das verlorene Kind zieht sich unter den gegebenen häuslichen Umständen eher in seine eigene Welt zurück. Durch seinen Rückzug schützt es sich vor den unkontrollierbaren Reaktionen der Eltern und entlastet die Familie. Es eckt nicht an, ist unauffällig, aber auch einsam und fühlt sich bedeutungslos, unwichtig, mit seinen eigenen Wünschen und Bedürfnissen nicht wahrgenommen. Das verlorene Kind leistet keinen Widerstand, geht Konflikten zumeist aus dem Weg, wirkt unsicher, hilflos und zeigt Kontaktschwierigkeiten. Es hat Schwierigkeiten mit Entscheidungen und zeigt kaum eine eigene Identität. Meistens nimmt es alles ohne Widerstand hin, da es das Gefühlt hat, ohnehin nichts ändern zu können.
Quelle: Kinder aus suchtbelasteten Famiien. Hrsg.: Landeszentrale für Gesundheitsförderung in Rheinland-Pfalz e. V. (Mainz 2009).