"Mir ist wichtig zu wissen, wie es ihnen hier bei uns geht"
Augsburg, 23.06.2022 (pca). Jeden Tag kommen bis zu 40 Flüchtlinge aus der Ukraine zum Caritas-Haus in Augsburg. Frauen mit ihren Kindern wie auch vereinzelt Männer treffen sich dort, weil sie dort gemeinsam Mittagessen können. Am Mittwoch nun suchte der Augsburger Diözesanbischof, Bischof Dr. Bertram Meier, das Gespräch mit den Flüchtlingen. "Mir ist wichtig zu wissen, wie es ihnen hier bei uns geht", sagte er.
Bischof Dr. Meier nahm sich über eine Stunde Zeit für die Flüchtlinge und setzte sich mit an den Mittagstisch. Am Ende des Austausches zeigte er sich tief bewegt. "Das geht zu Herzen, was sie erzählen." Ihn berühre es auch zu spüren, wie sehr die Angst um ihre Angehörigen, ihre Männer, Brüder und Freunde, die in der Ukraine zurückgeblieben sind, sie umtreibt. "Man merkt deutlich, sie brauchen nicht nur ein Dach über den Kopf, sie brauchen auch ein Dach für ihre Seele." Lilli Martel, Migrationsberaterin der Caritas, und Antonova Alla, selbst Flüchtling aus der Ukraine, halfen bei der Übersetzung.
Zu Beginn des Gesprächs herrschte große Zurückhaltung bei den Flüchtlingen. Um das Eis zu brechen erzählte Bischof Dr. Meier deshalb von seiner Reise in die Ukraine vor erst drei Wochen. Die Flüchtlinge spürten die Wertschätzung für ihr Land und ihre Landsleute. Und so fingen sie an von sich zu reden. Mehrere Frauen betonten, wie dankbar sie seien für die freundliche Aufnahme in Deutschland durch die Menschen hier wie auch die Kirche und dafür, dass sie zu dem Caritas-Mittagstisch kommen können. "Wir sind unendlich dankbar dafür", sagten sie. Und sie wünschten sich gleichzeitig, dass noch mehr kommen können sollten.
Die, die bei deutschen Familien untergekommen sind, erzählten begeistert von ihren Gastfamilien, aber auch davon, dass sie gerne mit ihren Kindern und ihrer Familie in eigene Wohnungen ziehen wollen. "Es ist schon eine große Belastung für die Gastfamilien, ständig Fremde bei sich zu haben". Einer Frau, die nur unter Tränen mit dem Bischof sprechen konnte, meinte dazu, "ich werde auch nicht so schnell zurückkehren können". Sie stammt aus dem Donbass-Gebiet.
Eine Familie erzählte von ihrer Trauer über die in Mariupol getöteten Eltern und davon, wie sie es noch gerade geschafft hatten, aus der Stadt herauszukommen. Eine junge Frau, die mit ihrem kleinen Sohn in Augsburg bei einer Familie wohnt, sprach über ihre Angst und ihre Sorge um ihren Mann, der in Kiew zurückgeblieben ist, und davon wie sehr sie sich darum bemüht, all das von ihrem Sohn fernzuhalten. "Für die Kinder bräuchten wir Betreuungsplätze, sie sollen unbeschwert spielen können", wünscht sich die Mutter der Familie aus Mariupol. Als Bischof Dr. Meier nach seinen Gesprächen wieder ging, bat die junge Mutter ihn: "Beten Sie für unser Land." "Das tue ich jeden Tag", war seine Antwort.