Mehrere zehntausend Mädchen und Frauen aus Äthiopien, dem Nepal, aus Sri Lanka, den Philippinen, Kenia und weiteren westafrikanischen Staaten lassen sich von "Agenturen" als Haushaltshilfen für Familien im Libanon anwerben. Sie glauben den großartigen Versprechungen von einer guten Bezahlung und einem angenehmen Arbeitsplatz als Haushaltshilfe.
Ihre Hoffnung wird jedoch schnell zunichte gemacht. Kaum sind sie am Flughafen in der libanesischen
Hauptstadt angekommen, nehmen ihnen ihre neuen Arbeitgeber die Pässe weg. Schlagartig sind sie ohne Rechte. Und sie werden fortan in den Familien wie Sklavinnen behandelt, Tag und Nacht zur Arbeit angetrieben. Körperliche Züchtigungen wie auch sexuelle Übergriffe sind keine Seltenheit. Und wenn sie etwas Geld erhalten, dann liegt es um ein vielfaches unter dem, was ihnen versprochen worden war.
Ihr einziger Ausweg ist oft die Flucht. Aber sie haben ihre Pässe nicht mehr. Örtliche Behörden greifen sie auf der Straße auf und verbringen sie in sogenannte "Retention Centre", in "Abschiebezentren". Dahinter verbergen sich nichts anderes als "Abschiebegefängnisse". Viele Frauen werden dort auf engstem Raum, auch in Kellern, oft jahrelang festgehalten. Ausreisen können sie nämlich nur dann, wenn nötige Ausweispapiere für die Ausreise vorliegen. Ihre Arbeitgeber im Libanon geben die Pässe nicht zurück, betrachten sie die Haushaltshilfen doch als ihren Besitz.
Die Caritas Libanon hat sich dieser Frauen angenommen. Sie kann zwar die rechtliche Situation nicht ändern. Aber sie hat sich stark für diese Frauen engagiert und es dadurch ermöglicht, dass die Caritas sie während ihrer Wartezeit bis zur Ausreise in verschiedenen menschenwürdigen Unterkünften unterbringen kann.
Die Frauen hatten sehr viel auszuhalten. Sie litten an permanentem Schlafmangel. Hatten sie in dem einen Haushalt bereits den ganzen Tag gearbeitet, wurden sie innerhalb der libanesischen Großfamilien ausgeliehen, damit sie dort weiter arbeiteten. Zudem war die Verpflegung schlecht und nicht nahrhaft. Besonders christliche Frauen wurden in den muslimischen Familien schlecht behandelt und diskriminiert.
Freilich gibt es auch Ausnahmen. Doch die positive Ausnahme nimmt dann auch ein Ende, wie in allen anderen schlechten Fällen auch ein schnelles inhumanes Ende, wenn die im Libanon ausländische Haushaltshilfe krank wird. Eine medizinische Hilfe gibt es nicht, sie wird auch verweigert. Die Lösung des Arbeitgebers erinnert an frühere Jahrhunderte: Deborah aus Kamerun wurde nach Jahren harter Arbeit einfach eines Nachts inmitten eines Müllplatzes ausgesetzt. Ohne Geld. Zwei Jahre schon hatte sie keinen Lohn mehr erhalten. Dort stand sie - hilflos, bis sie von anderen Libanesen gefunden wurde, die es mit ihr gut meinten und wussten, dass die Caritas im Libanon ihr helfen würde.
Maureen aus Kenia ist hingegen selbst geflüchtet. Ihre Arbeitgeberfamilie hätte sie zwar gut behandelt, auch wenn schon acht Monate lang vor Ihrer Flucht nicht mehr bezahlt. Der eigentliche Grund ihrer Flucht waren aber die ständigen Übergriffe des Fahrers der Familie.
Die Frauen haben nichts, wenn sie aus den Familien geflüchtet sind. Wenn sie ihren Lohn überhaupt erhalten haben, dann war er äußerst kärglich. Sie erhalten zwischen 50,00 und 200 US-Dollar im Monat für 18 Stunden Hausarbeit am Tag. Davon schickten sie ein hohen Anteil zu ihren Familien , um dort das Elend lindern zu helfen.
Dass diese Frauen ausgelaugt, völlig erschöpft, auch traumatisiert und psychisch krank sind, ist in den Augen von Wolfgang Friedel kein Wunder. Er verantwortet die Auslandshilfe des Augsburger Diözesan-Caritasverbandes. Dieser unterstützt die Caritas Libanon in ihrer Arbeit für diese Frauen. Bei seinen Besuchen im Libanon, die hauptsächlich den Flüchtlingscamps in der Bekaa-Ebene gelten, schaut er regelmäßig in diesen Frauenzentren vorbei.
Der Augsburger Diözesan-Caritasverband fördert diese Einrichtungen, "denn sie leisten eine wirklich gute Hilfe", so Friedel. Die Frauen hätten dort eine ordentliche Unterkunft. Sie würden dort nicht nur menschlich behandelt, sondern auch psychologisch und medizinisch betreut. Freizeit- und Sportaktivitäten wollen helfen, die bis zu einem Jahr dauernde Wartezeit bis zur Ausreise zu überbrücken. "Wir müssen dabei helfen, diese Frauen wieder aufzubauen und zu stärken, damit sie nach ihrer Rückkehr eine Chance auf ein gutes Leben haben", erklärt Friedel das Engagement des Augsburger Diözesan-Caritasverbandes. "Das gebietet die Menschlichkeit, auch unser Auftrag als Caritas", so Friedel.
Spendenkonto:
Caritasverband für die Diözese Augsburg e. V.
Spendenzweck: Flüchltinge Naher Osten
Bank: LIGA Bank eG - Regensburg
IBAN: DE11 7509 0300 0000 1000 30
SWIFT-BIC: GENODEF1M05