Augsburg/
Untersuchungen der Alpha-Hirnströme
hätten sogar nachgewiesen, dass Märchen auf den Zuhörer beruhigend und so entspannend
wirken, dass wieder schöpferisches Denken
und damit mehr Lebensfreude möglich wird. Für Hellner, die ihre
Ausbildung zur geprüften Märchenerzählerin bei der Europäischen Märchengesellschaft
gemacht hat, sind dies genau die Gründe, weshalb Märchen auch ihren Platz in
der Arbeit mit psychisch kranken Menschen haben. 20 Frauen und Männer aus dem
Bistum Augsburg, die alle ehrenamtlich bei Sozialpsychiatrischen Diensten der
Caritas psychisch kranken Menschen zur Seite stehen, haben sich deshalb nun im
Rahmen einer Caritas-Fortbildung in die Kunst des Märchenerzählens bzw. –
vorlesens
einweisen lassen.
Erstens müsse man sich genau
überlegen, was man auswählt. Hellner erinnerte daran, dass Volksmärchen oder
Zaubermärchen als die „eigentlichen Märchen“ gelten. Zweitens müsse man den
Text sich sorgfältig erarbeiten. „Gliedern Sie den Text in Teilsätze.“ Jeder
Teilsatz müsse ein Bildwort enthalten, das beim Vorlesen entsprechend dem
Textfluss zu betonen sei. Dabei gilt die Regel: ein Wort, das man weglassen
kann, ist niemals ein Bildwort. Hellner legte auch nahe, das Märchen im
richtigen Rhythmus vorzutragen. „Man muss Zeit geben, damit in den Köpfen der
Zuhörer selbst eigene Bilder entstehen können.“ Auch aus dem Grund dürfe man
nicht zu viele Wörter betonen, weil die Menschen gleichsam von Bild zu Bild
springen müssten und keine Zeit mehr dafür hätten, sich ihre eigenen Bilder zu
schaffen. „Lesen Sie also langsam und bewusst vor! Und haben Sie immer den
roten Faden vor Augen““, legte Hellner den ehrenamtlichen
SpDi-Helferinnen
ans Herz.
Da die Märchenbilder im Bewusstsein
des Zuhörers weiter leben, verbiete es sich auch, sofort nach dem Ende des Erzählens
Fragen zu stellen. „Lassen Sie das Märchen mit seinen Bildern wirken“, so
Hellner, „und dann werden Sie erleben, wie schnell Sie mit den Menschen ins
Gespräch kommen“.