Suchtfachambulanz in Aichach, Friedberg und Mering mit Neuzugang gut gerüstet für immer häufigere Doppeldiagnosen
Aichach/Friedberg/Mering, 19.02.2021 (pca). Immer häufiger geht eine Suchterkrankung einher mit einer psychischen Störung oder Erkrankung. Doppeldiagnosen nehmen deshalb zu. Gleichzeitig werden die Fälle schwieriger und komplexer. Bei einem Drittel bis zur Hälfte der Fälle verbirgt sich eine Depression dahinter. So die Beobachtung von Monika Heitzinger-Furchner. Sie leitet die Suchtfachambulanz der Caritas in Aichach, Friedberg und Mering. "Das hat allerdings nicht nur mit der Corona-Pandemie zu tun, auch wenn diese Entwicklung dadurch verstärkt wurde." Heitzinger-Furchner sieht die Suchtfachambulanz für diese Herausforderung gut aufgestellt. Mit zu dieser Bewertung trägt bei, dass Philipp Frommelt (32) zur Suchtfachambulanz neu dazu gestoßen ist.
Der neue Kollege bringt nicht nur ein reiches Wissen aus seinem Studium der Sozialen Arbeit in Kempten mit. Frommelt hat davor jahrelang als Gesundheits- und Krankenpfleger in der Akutpsychiatrie in der Lech-Mangfall-Klinik in Landsberg am Lech gearbeitet. "Dort kam ich mit Menschen direkt in den Kontakt, die unter einer psychischen Erkrankung und bzw. oder einer Suchterkrankung stark litten." Für Heitzinger-Furchner sind diese beruflichen Erfahrungen in der Suchtberatung Gold wert.
Frommelt hatte sich während seiner Arbeit als Gesundheits- und Krankenpfleger immer häufiger gefragt, "was kann ich tun, damit ich den Menschen auf eine neue Lebensspur ohne Alkohol setzen kann? Was kann ich im Sinn einer Prävention dafür tun, dass diese Menschen nicht in eine Klinik eingeliefert werden müssen?" Antworten suchte er deshalb im Studium der Sozialen Arbeit. Gesundheitsförderung, Prävention und lösungsorientierte Beratung wurden zu seinen Schwerpunkten im Studium. "Wo und wie kann ich den Menschen darin stärken, seine eigenen Ressourcen, also Begabungen, Interessen, Neigungen und auch persönliche Erfahrungen aus früheren Erfolgserlebnissen so zu nutzen, dass er selbst die Spur seiner Sucht zu verlassen lernt?"
Dass eine Sucht- bzw. Alkoholabhängigkeit z.B. von zu vielen in der Gesellschaft als Versagen gewertet wird, sieht der 32-jährige Suchtberater als ein großes Problem und als starke Belastung für Betroffene. Die Folge: Man schäme sich. Wenn man ständig höre, man sei eine Schande, ein Versager, man sei blöd, "verstärken diese Pauschalaussagen das eigene Schuld- und Versagensgefühl der Erkrankten." Aus diesem "emotionalen Strudel" (Heitzinger-Furchner) herauszukommen, sei alles andere als einfach. "Sie strampeln nur noch, um wieder an Land zu kommen."
Wenn die Klientinnen und Klienten anfangen ganz offen und ehrlich zu erzählen, merkt er, dass genau dieses Erzählen und sein geduldiges Zuhören der erste Schritt dazu sein können, die eigene Seele zu entlasten und die ersten anfanghaften Schritte zur Veränderung zu gehen.
Das Zuhören ist entscheidend. "Die Menschen müssen das spüren können, dass das, was sie sagen, wirklich bei mir ankommt. Sie müssen dabei auch spüren können, dass sie auch mit ihrer Suchterkrankung sehr wohl sehr viel wert sind." Ansonsten würden sie sich nicht trauen, aus sich herauszugehen und "so ihre Seele zu entlasten." Fachleute nennen es "Psychohygiene". Damit sprächen die Klientinnen und Klienten zum ersten Mal seit sehr langer Zeit offen aus, unter welchem Leidensdruck sie stehen und wie verzweifelt sie eigentlich sind.
Wenn dies geschehe, dann könne es gelingen, gemeinsam mit den Betroffenen deren Ressourcen, Stärken, positive Erfahrungen und frühere Hobbies z.B. "hervorzukramen" und so einen gangbaren Weg raus aus dem Suchtdruck zu entfalten. Genau das macht Frommelt Freude, "weil wir in unserer Beratung etwas bewegen können und wir auch Veränderungen tatsächlich sehen können." Und er fügt hinzu: "Das ist einfach toll, für mich, und ich hoffe, auch für die Klientinnen und Klienten, die zu mir kommen."
Frommelt wird nicht nur in Aichach in der Suchtfachambulanz in der Münchner Straße 19, sondern die Außensprechstunde in Mering übernehmen. Nach aktueller Planung wird er dort ab dem 7. März 2021 in dem Büro im Papst-Johannes-Haus in der Herzog-Wilhelm-Straße 5 jeden Donnerstag anzutreffen sein. Die Termine an allen Dienststellen werden aber über die zentrale Telefonnummer der Suchtfachambulanz in Aichach vermittelt. (Tel. 08251 - 873480).
Beratungsfelder der Suchtfachambulanz der Caritas in Aichach, Friedberg und Mering:
- Einzel-, Paar-, Familien- und Gruppengespräche
- Vorbereitung und Vermittlung ambulanter und stationärer Behandlung
- Unterstützung nach der Behandlung
- Information und Beratung bei Gefährdung oder Abhänigkeit von Alkohol,
- Medikamenten, illegalen Drogen, Nikotin
- Information und Beratung bei Essstörungen und nicht stoffgebundenen süchtigen Verhaltensweisen (z.B. Spielsucht, riskanter Medienkonsum)
- Information und Beratung für Angehörige, Freunde, Vorgesetzte und sonstige Bezugspersonen
- Organisation und Durchführung von Präventionsveranstaltungen
- Außensprechstunden in Friedberg und Mering (Terminvereinbarung über Aichach)