Er stammt aus dem Senegal. Seit 2013 ist er in Deutschland und lebt derzeit in der dezentralen Unterkunft für Asylbewerber im alten Gasthof bei der Dasinger Autobahnauffahrt, untergebracht im Keller.
Der 35-jährige Senegalese kam zu den Ulrichswerkstätten nicht ohne Absicht. Er hatte eine Mappe bei sich. Darin enthalten waren Beschreibungen und Bilder seiner Schlosserarbeiten in Senegal. Firma nach Firma hatte er mit seinem Fahrrad abgeklappert, versucht vorzusprechen, doch nur in den Ulrichswerkstätten traf er auf einen Mann, der sich von dem Eifer des Mannes beeindrucken ließ. „Außerdem wäre es einer Caritas-Einrichtung auch nicht würdig gewesen, nichts zu versuchen“, unterstreicht Winzer seine Überzeugung. Winzer hatte zwar keine Planstelle anzubieten, aber er klemmte sich dahinter, herauszufinden, ob es nicht doch eine Möglichkeit geben könnte, Ndour in Arbeit zu bringen. Er hatte Erfolg. Für ein Jahr kann Ndour bei den Ulrichswerkstätten im Rahmen des Bundesfreiwilligendienstes mitarbeiten.
Am 1. Juli 2014 wollte Robert Winzer Ndour zu dessen ersten Arbeitstag auf seinem Arbeitsweg von zuhause nach Aichach mitnehmen. Als er in der Asylunterkunft am Morgen des Tages ankam, konnte er den Senegalesen zuerst nicht finden. Winzer war verunsichert. Doch Ndour war schon längst auf dem Weg nach Aichach. Er war skeptisch geworden, weil Winzer etwas später kam als vereinbart. Und wo auch, so dachte er, holt ein Chef seinen Mitarbeiter ab?
Skeptisch waren anfänglich auch Ndours Gruppenleiter in den Ulrichswerkstätten. „Wir schauten ihn uns
genau an, auch was er alles so kann und wie er es macht“, erzählt Anton Heinrich. Doch nach zwei Wochen war er sich mit seinem Gruppenleiterkollegen Horst Lehnhardt einig: „Jo, den nehma!“
Ndour fand auch gute Kollegen in den Werkstattbeschäftigten mit Einschränkungen. Sie waren stolz, ihm etwas zeigen zu können. „Er ist ein guter Kerl“, sagte einer über ihn. „Wir können gut zusammenarbeiten“, sagt Georg Lang. Nur bei der Verständigung haperte es anfangs. Ndour konnte kaum Deutsch und erst recht kein Bayerisch. Doch er verstand die Zeichen, die Gestik und Mimik, auch weil er die Arbeitsabläufe kennt. Inzwischen konnte er dank des Fortbildungsmoduls im Bundesfreiwilligendienst und dem Deutschunterricht in der Unterkunft durch Ehrenamtliche seine Sprachkenntnisse verbessern.
Es gab bislang keinen Tag, an dem der Senegalese nicht pünktlich in der Arbeit war. Egal, was man ihm auftrug, ob Schweißerarbeiten oder Fräsen, alles erledigte er zur vollsten Zufriedenheit seiner Chefs. „Er ist ein sehr guter Schlosser, sehr fleißig und zuverlässig“, lobte Winzer ihn. „Er ist ein Mann, der wirklich arbeiten will.“ Er kennt genügend Arbeitgeber, die genau solch einen Mitarbeiter suchen, aber nicht finden.
Ende Juni 2015 läuft das Jahr des Bundesfreiwilligendienstes für Ndour ab. Winzer setzt sich dafür ein, dass wie bei anderen möglich auch für Ndour eine Verlängerung um ein halbes Jahr zu erzielen. „Doch was ist dann“, fragt er sich schon heute. „Es ist wirklich schade, dass arbeitswillige und fleißige Leute wie Ndour keinen festen Arbeitsplatz bei uns finden.“
Infos zu Senegal
Das westafrikanische Land bietet jungen Menschen, sofern sie nicht der Oberklasse angehören, keine beruflichen Perspektiven. Feste Arbeitgeberregeln gibt es nicht. Selbst wenn man arbeitet, ist nicht garantiert, dafür seinen Lohn zu erhalten. Nahrungsmangel besteht u.a. deshalb, weil Senegal Fischereirecht vor der eigenen Küste an die EU verkauft hat. Dadurch werden viele Arbeitsplätze und Firmengründungen in Senegal zerstört. Das Auswärtige Amt der Bundesrepublik Deutschland verweist zudem in seiner Länderinformation auf Einflüsse der Terrororganisation Al Kaida: „Zwar ist Senegal selbst kein Kernland des terroristischen Netzwerks Al-Qaida im Maghreb, jedoch sind auch hier Al-Qaida-Einflüsse feststellbar, so dass potentiell Entführungsrisiken, auch grenzübergreifend, bestehen. Von Reisen in entlegene Grenzgebiete zu Mauretanien und Mali wird daher dringend abgeraten. Angesichts terroristischer Aktivitäten in der gesamten Sahel-Region wird allen deutschen Staatsangehörigen im Senegal zu einer erhöhten Wachsamkeit gegenüber verdächtigen Personen oder Gegenständen geraten. Ferner wird empfohlen, Diskotheken, Stadien und generell größere Menschenansammlungen zu meiden.“