Gefährlicher Anstieg der Glückspiel-Sucht: Der Sozialverband beteiligt sich am bundesweiten Aktionstag gegen Glücksspielsucht und warnt in einer Lesung mit Podiumsdiskussion vor den Risiken von Sportwetten.
Augsburg, 23.09.2025 (pca). Die Zahlen sind erschreckend. Rund 560.000 Menschen in Bayern zeigen ein "riskantes Glückspielverhalten" - sind also gefährdet durch Sportwetten, Automatenspiele, Onlinespiele und mehr. Mehr als 220.000 sind sogar von einer echten "Glückspielstörung" betroffen, so die Landesstelle Glückspielsucht Bayern. Die Fachstelle Glücksspielsucht des Caritas-Suchtfachambulanz Augsburg beobachtet eine kontinuierlich steigende Tendenz. Besonders auffällig ist bei den Online-Glückspielen das Problem Sportwetten: Es hat sich von 2018 bis 2024 mehr als vervierfacht.
Kritik an der "unfassbaren" Verquickung von Sport und Glückspiel
Deswegen macht die Caritas jetzt im Rahmen des bundesweiten Aktionstages gegen Glückspiele auf dem Augsburger Willy-Brandt-Platz (24.09.25) auf das drängende Thema aufmerksam. Diakon Markus Müller, Direktor des Caritasverbandes für die Diözese Augsburg, warnt: "Glücksspielsucht ist eine soziale Gefahr, die extrem unterschätzt wird - mit schlimmen Folgen für die Betroffenen und deren Familien." Besonders die Verquickung von Prominenz und Sportwetten sei gefährlich. Müller kritisiert: "Viele erfolgreiche Menschen werben mit ihrem Namen für Glückspiele, nichts anderes sind Sportwetten. Das erzeugt falsche Vorbilder." Was auf den ersten Blick harmlos oder sogar unterhaltsam erscheint - wie der sichere Tipp auf den Sieg der eigenen Mannschaft - kann nach und nach zur gefährlichen Falle werden, wissen die Experten. Müller: "Wir wollen hier niemanden verurteilen - darum geht es nicht. Es geht uns aber darum hinzusehen."
Gefährliche Abhängigkeitsspirale
Das unterstreicht auch Edith Girstenbrei-Wittling, Leiterin der Caritas-Suchtfachambulanz Stadt Augsburg: "Sportwetten werden in der Öffentlichkeit oft verharmlost. In vielen Fällen führt der Einstieg zu einer schleichenden Abhängigkeit. Immer wieder tippt man, um zu gewinnen. … bald ist der Sport Nebensache." Gerade dort, wo Menschen nach Halt oder einem kurzen Moment von Glück suchen, kann das Spiel zur Sucht werden und in eine gefährliche Abhängigkeitsspirale führen.
Gravierende Folgen
Besonders das Internet verschärft das Risiko, der Verführung des Wettens und Tippens zu erliegen. Die Folgen sind gravierend: Wer in die Abhängigkeit gerät, kommt oft in einen Strudel, der ganze Familien ruinieren kann. So war in Bayern war 2023 jede vierte aufgrund einer Glücksspielstörung in der ambulanten Suchthilfe betreute Person mit über 25.000 Euro verschuldet.
Lügen und Verschleierung, Beziehungsprobleme, Überschuldung und Geldnot sind die eine Seite, psychische Probleme die andere. Die Spieler stehen unter Dauerstress. Girstenbrei-Wittling: "Die Spieler sind zunehmend gereizt oder ziehen sich zurück, Angehörige erleben Machtlosigkeit."
Schneller Zugriff auf Hilfe wäre möglich, sagen die Beraterinnen und Berater der Caritas in den elf Suchfachambulanzen zwischen Lindau und Donauwörth, Termine werden immer kurzfristig ermöglicht. Müller: "Wir ermutigen Betroffene, frühzeitig Hilfe in Anspruch zu nehmen." Doch diese kommen aus dem Gefühl von Scham und Schuld - und nicht eingestandener Krankheit - oft spät. Manchmal gar nicht. Traurige Bilanz: Glückspiel ist die Sucht mit dem höchsten Suizidrisiko.
Die Caritas ermutigt Betroffene, frühzeitig Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Kontakt zu den Beratungsangeboten der Suchtfachambulanzen:
www.suchtberatung-der-caritas.de
Caritas-Aktionen| Sucht: Risiko ernstnehmen, Prävention stärken
- 24. Sept. 2025: Bundesweiter Aktionstag gegen Glückspielsucht, 10 - 17 Uhr Infostand im Rahmen auf dem Willy-Brandt-Platz in Augsburg
- 25. Sept. 2025: 19.15-21.00 Uhr Lesung aus "Mein Vater die Unglückspiele und ich" mit Podiumsdiskussion; Ort: Schlossersche Buchhandlung, Annastraße 20, Augsburg
- In den kommenden Monaten: Aufklärung verstärken, z.B. in Kooperation Sportvereinen.