Caritasdirektor Müller wirbt für Suffizienz als Weg zur Gerechtigkeit und Teilhabe
Augsburg, 23. Mai 2025 - "Wenn wir über Suffizienz, einen genügsamen Lebensstil, sprechen, müssen wir uns selbst fragen, was wir bereit sind zu tun, um auf andere Rücksicht zu nehmen", sagte Diakon Markus Müller, Caritasdirektor für das Bistum Augsburg, beim Diskussionsabend "Lasst uns über Suffizienz reden" im Haus St. Ulrich. "Suffizienz bedeutet doch, sich bewusst auf die notwendigen Ressourcen zu beschränken, mich zu einzuschränken, damit das Leben aller gelingt", brachte er die Diskussion auf den Punkt.
Anlass des Diskussionsabends war das zehnjährige Jubiläum der Enzyklika Laudato si’ von Papst Franziskus. Dazu eingeladen hatten der Umweltschutzbeauftragte der Diözese Augsburg, Dr. Karl-Georg Michel, der Klimaschutzmanager des Bistums Max Markmiller sowie Anton Stegmeir, der Leiter des Referates Weltkirche der Diözese. An dem Austausch nahmen Vertreter der Bezirke Schwaben, Oberbayern und Mittelfranken, Bürgermeister, Landräte und der kirchlichen Werke und Ver-bände teil. Ziel war, wie es die Leiterin des Seelsorgeamtes Angelika Maucher sagte, "in den Austausch zu kommen". "Wir brauchen das Gespräch, das uns alle zusammenführt, denn die Herausforderungen betreffen uns alle."
Müller betonte in seinem Impuls, wie eng Umweltgerechtigkeit, soziale Teilhabe und christliche Nächstenliebe zusammenhängen: "Wenn wir aus Rücksicht auf ältere Menschen langsamer fahren, oder wenn wir bereit sind, Wohnraum mit Menschen zu teilen, die sonst ausgeschlossen sind, dann leben wir christliche Suffizienz."
Müller verwies auch auf die wachsende Ungleichheit in Deutschland. Das zeige sich bei den Tafeln der Caritas. Die Nachfrage sei riesig. Der Caritasdirektor sieht aber darin keinen Erfolg. "Es ist ein Skandal, dass Menschen Arbeit auf Tafeln angewiesen sind, selbst wenn sie arbeiten. Solche Einrichtungen seien notwendig, "aber sie ändern nichts an den Ursachen von Armut mitten im Reichtum. Vielmehr übertünchen sie das politische Versagen in der Armutsbekämpfung und den Mut zur sozialen Gerechtigkeit." Damit unterstrich Müller die Bedeutung von "Laudato si" nicht nur als Umwelt-, sondern auch als Sozialenzyklika. "Suffizienz verlangt einen solidarischen Lebensstil", denn es gehe um den Menschen mit seiner unantastbaren Würde als Mensch. "Kein Mensch ist nur ein Jemand", über den man hinweggehen könne.
Die Caritas, so der Augsburger Diözesan-Caritasdirektor, stehe für die Teilhabe eines jeden Menschen in Würde. "Damit sie gelingt, braucht es einen politischen und gesellschaftlichen Wandel" betonte er. Müller fügte aber auch ganz bewusst hinzu. "Damit wir dieses Ziel erreichen, ist eine ausreichende Finanzierung der Arbeit auch der Wohlfahrtsverbände nötig."
Info:
Der Caritasverband für die Diözese Augsburg e. V., 1921 gegründet, ist der Spitzenverband der großen Caritas-Familie mit insgesamt 1.161 Einrichtungen und fast 30.000 Beschäftigten. Diese betreuten, pflegen, beraten und begleiten im Jahr fast 300.000 Menschen mit den unterschiedlichsten Herausforderungen, Beeinträchtigungen, Belastungen und Erkrankungen von Geburt an bis zum Lebensende. Rund 7.750 Ehrenamtliche helfen dabei mit. Der Diözesan-Caritasverband versteht sich als An-walt der Menschen und seiner Mitgliedseinrichtungen und -dienste gegenüber Politik, Gesellschaft und Kirche. Er setzt sich auf der Grundlage des Evangeliums als katholischer Wohlfahrtsverband für die Würde des Menschen von Anfang bis Ende ein und trägt so zu einer solidarischen und sozial ge-rechten Gesellschaft bei.