Augsburg, 2.2.2010 (
pca
). Winfried
Schuldes
(42) hat
eine spastische Behinderung. Seine ganze körperliche Motorik ist dadurch
deutlich eingeschränkt. Auch seine Zunge und Kiefermuskulatur sind davon
betroffen. Viele Jahre lang konnte er seine Gedanken und Wünsche nicht
artikulieren, obwohl er ein gutes Sprachverständnis hat. Die Zeit, in der er
sich nicht mitteilen konnte, ist nun vorbei. Das bewies er am Dienstag voller
Stolz beim Segnungsgottesdienst in den Räumen der Beratungsstelle für
Unterstützte Kommunikation der CAB Caritas Augsburg Betriebsträger gGmbH. Er
las den Text der Lesung vor.
Schuldes
konnte dafür
auf ein elektronisches Sprachausgabegerät zurückgreifen, das er selbst mit
seinen Augen steuern kann. So kann er mit Hilfe seiner Augen, deren Bewegung er
kontrollieren kann, selbst Texte wie z.B. den Lesungstext eintippen, Befehle
eingeben und die Sprachausgabe auslösen.
Der 42-jährige ist einer von
inzwischen 30 erwachsenen Personen, die die
CAB-Beratungsstelle
für Unterstützte Kommunikation berät und darin unterstützt, mit ihrer Umwelt in
Kontakt durch Kommunikation zu treten. Seit 2008 besteht nun diese
Beratungsstelle in der Memminger Straße. Viel Aufbauarbeit leisteten die beiden
Diplom-Sozialpädagogen und Fachpädagogen für Unterstützte Kommunikation
Christine Borucker und Wolfgang
Kaschubek
. Anfänglich
berieten sie nur Betroffene in den Caritas-Werk- und Wohnstätten. Nach der
Aufbauarbeit wollen sie nun ihre Beratungsdienste allen Betroffenen in Augsburg
anbieten. Hausbesuche – wenn gewünscht – machen sie auch.
Pfarrer Dr. Andreas Magg,
Direktionsassistent des Augsburger Diözesan-Caritasverbandes, gab beim
Segnungsgottesdienst der Beratungsstelle den Wunsch mit auf den Weg,
Verständnis in der Bevölkerung zu fördern, „damit auch der, der nicht verstehen
konnte, verstehen kann, und nicht nur der, der nicht reden kann, reden kann“.
Magg freute sich mit den Betroffenen, denn mit Menschen in Kontakt treten zu
können, „ist ein Segen für jeden, weil sich neue Lebensmöglichkeiten auftun“.
Vor rund 30 Jahren sind die ersten
Anfänge der Unterstützten Kommunikation in den USA zu finden. In Deutschland
schlug sie erst vor fünf Jahren ihre ersten Wurzeln, wobei Kinder anfangs im
Fokus standen. Die moderne Elektrotechnik trägt ihren Teil zum Erfolg bei. Moderne
Sprachausgabegeräte wurden entwickelt. Bei den einfachen Ausführungen werden
Sätze durch Tastendruck ausgelöst, die zuvor von Personen aus dem Umfeld der
Betroffenen aufs Band gesprochen werden müssen. Die Tasten selbst sind mit
Symbolen bzw. Piktrogrammen versehen, wie z.B. einem Trinkglas oder einem
Symbol für Essen. Hierbei spricht man von „symbolbasierter Kommunikation“.
Diese Form ist geeignet für Menschen, die nicht lesen und schreiben können.
Kompliziertere
Ausführungen funktionieren mit Augensteuerung.
Hierbei geht es um schriftorientierte Kommunikation für Menschen, die lesen und
schreiben, aber Sprache selbst nicht artikulieren können. Da die
Sprachausgabegeräte z.B. mit dem Fernseher vernetzt werden können, haben
Betroffene so auch die Möglichkeit, sich selbst ihr Fernsehprogramm
auszuwählen. Zusätzlich können die Geräte auch Musik oder Spiele speichern.
„Zugehörigkeit, Selbstbestimmung
und Teilhabe fordern die UN-Konventionen für Menschen mit Behinderungen.
„Unsere Beratungsstelle für Unterstützte Kommunikation erfüllt diesen Auftrag,
indem sie informiert, berät, unterstützt und begleitet“, sagte
Hilfsmittel
der Unterstützten Kommunikation:
Gebärdensprache
Piktogramme
Elektronische Sprachausgabegeräte (
u.a
.
acuh
mit Augensteuerung)
Zielgruppen
der
CAB-Beratungsstelle
für Unterstützte
Kommunikation:
Menschen, die
nicht oder schlecht artikulieren können
Menschen mit Schwierigkeiten beim Hörverständnis
Menschen mit spastischer Behinderung
Menschen, die nach einem Schlaganfall oder einem Unfall wegen eines Schädelhirntraumas
ihre Sprachfähigkeit verloren haben
Weitere
Infos
unter
:
www.isaac-online.de
ISAAC = International Society for Augmentative and Alternative Communication
Kontakt
und Info:
Beratungsstelle
für Unterstützte Kommunikation
Memminger Straße 6
86159 Augsburg
Tel.: 0821 – 5606 – 0
E-Mail:
uk@cab-b.de