Passend zum Thema serviert die Tagesstätte anschließend Kräutergerichte im Café.
Aus Springkraut macht die als "Kräuter-Ursl" bekannte Kräuterpädagogin aus Rehling im Landkreis Aichach-Friedberg Marmelade, mit den Blüten der Nachtkerze verfeinert sie Bananenmilch oder verwendet sie für Körperöl. Es scheint kein Kraut zu geben, für das Higl keine Verwendung findet.
Zum Vortrag hat sie einen bunten Strauß aus Kräutern mitgebracht. Eines nach dem anderen zupft sie heraus und erklärt den Zuhörern, um was es sich handelt und wie es verwendet werden kann. Die Gäste erfahren, dass die Blütenblätter von Taglilien einen interessanten Geschmack haben. Die Knospen jedoch den Vorteil haben, dass sich hier noch keine Käfer verstecken können. Und dass das Öl aus dem Samen der Nachtkerze bei Neurodermitis gut sei. "Es werden hier gerade viele Versuch gemacht", sagt Higl.
Die Rehlingerin machte eine Ausbildung zur Kräuterpädagogin und lernte dabei viel über Ethnobotanik. Ethnobotanik oder Ethnopharmakologie ist die Wissenschaft vom Studium der Pflanzen in Bezug auf ihre Verwendung durch den Menschen: als Nutzpflanzen, als Medizin und im Brauchtum. Oder, wie Higl es formuliert: "Ethnobotanik ist das alte Wissen, das man brauchte, um überleben zu können."
Die Klienten der Aichacher Tagesstätte haben vor einiger Zeit bei einer Gruppenführung durch den Garten der Kräuter-Ursl schon mal einen Eindruck davon bekommen, wie vielfältig die Welt der Wildkräuter ist. Es habe allen sehr gefallen und sie inspiriert, sagt Rosa Straub, Leiterin der Tagesstätte.
Higls Vortrag in der Caritas-Tagesstätte ist kurzweilig. Sie erzählt nicht nur, wie die Kräuter verwendet werden können, sondern weiß auch viele Anekdoten über sie. Zum Beispiel, warum zwar viele Hummeln aber nur wenige Bienen an den Blüten des Rotklees zu finden sind. Die Bienen wären dem Herrgott zu fleißig gewesen, weil sie auch am Sonntag gearbeitet haben, erzählt Higl. Deshalb habe er ihren Rüssel verkürzt. Nun kommen die Bienen mit ihrem kurzen Rüssel nicht mehr an den Nektar des Rotklees.
Für Hobbyköche, die etwas Ausgefallenes servieren wollen, hat sie einen Tipp mitgebracht, wie mit Hilfe von Wildkräutern Sahne rosa gefärbt werden kann: eine Handvoll Klatschmohn in warme Sahne tun, abkühlen lassen und dann die Sahne wie gewohnt steifschlagen.
Extra angebaut hat Higl in ihrem Garten Giersch. Ein Wildkraut, das die meisten Gartenbesitzer eher ein lästiges Unkraut ansehen, das sie nicht mehr loswerden. Higl verwendet die Blätter als Gemüse oder Spinat und als Füllung für ihre Blätterteigschnecken. Ein Umschlag mit zermahlenen Gierschblättern helfe bei Gicht, erzählt die Kräuterpädagogin.
Wie gut sich die Wildkräuter im Essen machen, können die Besucher bei verschiedenen Kräutergerichten, die die Tagesstätte vorbereitet hat, selbst testen. Unter anderem gibt es mit Blüten dekorierte Muffins und einen Smoothie mit Zitronenmelisse. Auch Marmelade aus Wildkräutern hat Higl mitgebracht und lässt die Besucher probieren.