Wolfgang D. Friedel, Leiter des Referates Migration und Auslandshilfe des Augsburger Diözesan-Caritasverbandes, reist seit Jahren für die Augsburger Caritas immer wieder in den Libanon und Syrien, um sich dort auch in den Flüchtlingslagern ein genaues Bild machen zu können. Seinen Einsatz für die Menschen dort in Not hat nun der Patriarch von Antiochien und dem ganzen Orient der Syrisch-Orthodoxen Kirche, seine Heiligkeit Moran Mor Ignatius Ephräm II. Karim, nun ausdrücklich gewürdigt und ihn nun bei sich in Beit Shabab im Libanon zum Gespräch empfangen.
Friedel, der im Rahmen seiner Auslandsdienstreise im Libanon Grundnahrungsmittel in großen Mengen an Bedürftige in den Zeltlagern der Bekaa-Ebene verteilen konnte, war tief beeindruckt von der Begegnung. „Wer aus dem Paradies Deutschland kommt, keine Angst um Leib und Leben je erfahren hat, kann nur solche Persönlichkeiten bewundern, die so tief in ihrem Glauben verwurzelt sind, dass sie trotz dieser zermürbenden Ausweglosigkeit nicht aufgeben.“
Seine Heiligkeit Moran Mor Ignatius Ephräm II. Karim, so sein kirchenamtlicher Titel als Patriarch, ist
bereits selbst dem Tod sehr nahe gewesen. Er erzählte Friedel von seinem Besuch in Qamischli kurze Zeit zuvor. Dort sei zum ersten Mal auf ihn ein Attentatsversuch verübt worden. Ein Selbstmordattentäter, der sich als Priester verkleidet hatte, hatte sich rund 1.500 Personen angeschlossen, die zur Einweihung eines Denkmales für die Opfer des Völkermords an Assyrern und Armeniern gekommen waren. Die Sicherheitsleute des Patriarchen hatten jedoch den Selbstmordattentäter vorzeitig erkannt und auch erschossen. Doch bei dem Schusswechsel wurde der Sprengstoffgürtel getroffen, so dass dieser explodierte. Einige Sicherheitskräfte starben dabei. Viele Menschen wurden verletzt. Der Patriarch wollte aber kein Urteil darüber fällen, wer das Attentat geplant hätte. Die Lage in dem Land sei so verwirrt, dass es sowohl kurdische Extremisten als auch Kämpfer des IS oder von der Türkei gesteuerte Guerillakämpfer aus Tschetschenien gewesen sein könnten.
Friedel wollte aber auch wissen, wie er als Kirchenoberhaupt die Oppositionskräfte in Syrien einschätze. Der Patriarch wollte sich nicht auf eine Unterscheidung der unterschiedlichen Kräfte einlassen. Die entscheidende Gefahr gehe von allen islamischen Terroristen aus, egal welcher Gruppierung sie angehören. „Deren Ziel ist es, die Christen im Orient zu vernichten. Wo sie herrschen, gibt es keine Klöster, keine Kirchen, nur Tod und Verelendung“, so der Patriarch.
Vor diesem Hintergrund erkennt er im syrischen Präsidenten Baschar al-Assad eine Garantie für das Überleben der Christen in diesem Land. Im Gespräch mit Friedel brachte der Patriarch seinen Dank für Assads Unterstützung der Christen zum Ausdruck. Nur wegen ihm hätten die Christen in den Regierungsbezirken eine Chance auf eine Zukunft.
Er bat deshalb um Unterstützung für Erzbischof Selwanos Boutrus aus Homs. Der Bischof war zu der Begegnung Friedels mit dem Patriarchen dazu gestoßen. Erzbischof Boutros sprach von seinen Wiederaufbauprojekten in Homs. Nur dank der Unterstützung von außen werden die Menschen dort wieder in ihre Heimat zurückkehren. „Doch noch ist die Lage extrem schwierig“, erzählte der Erzbischof. Wasser gebe es nur einmal in der Woche und das nur eine Stunde lang. Strom fließe nur weniger als eine Stunde. Friedel sagte sowohl dem Patriarchen als auch dem Erzbischof in Deutschland über das Gespräch zu berichten. Der Augsburger Diözesan-Caritasverband unterstützt mit Spendenmitteln die Nahrungshilfe des Erzbischofes Selwanos Boutrus aus Homs.