Augsburg, 23.09.2006 ( pca ) . „Es geht halt nur gemeinsam“, sagte der bayerische Landtagsabgeordnete Franz Josef Pschierer in einem Gespräch nach dem Eröffnungsgottesdienst der Caritas-Herbstsammlungswoche in Mindelheim. „Der Blick auf die Schwachen in unserer Gesellschaft ist für uns Politiker wichtig“, fügte er hinzu und gestand gleichzeitig ein, dass die soziale Komponente manchmal zu klein geschrieben werde. Gemeinsam mit dem Unterallgäuer Landrat Hans-Joachim Weirather , dem Mindelheimer Bürgermeister Dr. Stephan Winter, dem Altbürgermeister Erich Meier erwiesen sie den über 100 Sammlerinnen und Sammlern der Caritas, die am Samstag in Mindelheim für ihr langjähriges soziales Engagement geehrt wurden, ihre Referenz. „Das ist für uns eine Selbstverständlichkeit“, unterstrichen sie ihre Wertschätzung.
Die Caritas bittet bei ihrer Haus- und Straßensammlung vom 25. September bis zum 1. Oktober 2006 wieder um Spenden, damit sie ihre vielfältigen Dienste auf der Ebene der Pfarreien, der Landkreise und im Bistum für arme, kranke, behinderte, alte und einsame Menschen aufrecht erhalten kann. Wie wichtig dieser Dienst für Augsburgs Bischof Dr. Walter Mixa ist, zeigte er nicht nur dadurch, dass er den Gottesdienst gemeinsam mit den ehren- und hauptamtlichen MitarbeiterInnen aus den Dekanaten Mindelheim,
Memmingen und Ottobeuren feierte, sondern sich fast den ganzen Tag für die Caritas-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Zeit nahm. Für die Mindelheimer Stadtpfarrkirche St. Stephan war es eine Premiere, denn Mixa zelebrierte zum ersten Mal als Augsburger Bischof die heilige Messe in der Kirche, freute sich Pfarrer Wolfgang Schneck.
Der Gottesdienst ist für den Augsburger Diözesan-Caritasdirektor Prälat Peter C. Manz keine bloß formale Tradition. „Es gibt keine Caritas ohne einen tief verwurzelten Glauben, und es gibt keinen Glauben ohne die Caritas“, unterstrich er in knappen Worten. Gemeinsam mit Bischof Mixa zeichnete er die Sammlerinnen und Sammler nach dem feierlichen Gottesdienst mit Ehrenurkunden aus. Mit fröhlicher Musik wurden sie schließlich von der Mindelheimer Stadtkapelle auf dem Kirchplatz empfangen. Pfarrer Schneck und seine fleißigen Helferinnen und Helfer hatten auch für einen Imbiss gesorgt, bei dem sich viele Gelegenheiten zum Gespräch auch mit Bischof und Diözesan-Caritasdirektor ergaben.
„Tiefsten Respekt und höchste Anerkennung“ zollte auch der Geschäftsführer des Caritasverbandes Memmingen-Unterallgäu Andreas Aigster den SammlerInnen . Diese ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer fänden nicht immer eine offene Tür bei ihrer Arbeit und seien herausgefordert, sich schwierigen Fragen zu stellen und Standhaftigkeit zu beweisen. „Da muss man mit Überzeugungskraft ‚ hinstehen ’.“
Für Gottfried Mrzyk , der seit 20 Jahren für die Pfarrei St. Johann in Memmingen sammelt, ist es keine Frage, sich den Herausforderungen zwei Mal im Jahr zu stellen. Aus tiefer gläubiger Überzeugung heraus macht er sich jedes Mal wieder auf den Weg, „weil ich weiß, dass ich im Antlitz des anderen Menschen Christus begegne“. Auch Monika Kleinschroth , Mesnerin der gleichen Pfarrei, sieht es als ihre selbstverständliche Pflicht an, das Wort Gottes nicht nur zu hören und zu verkündigen, sondern sich zu den Menschen aufzumachen. Vor allem die älteren Menschen freuen sich, wenn sie zu ihnen kommt. Beide sprechen von fast nur guten Erfahrungen. „Die Caritas hat einen guten Ruf, die Leute wissen, wer sich dahinter verbirgt.“
Nur Kleinschroths Mann Karl Hans stößt auf zunehmende Schwierigkeiten. Er sammelt bei den Geschäften in der Stadt. Hier zeige sich der grundlegende Wandel, dass immer weniger Einheimische die Geschäfte eigenverantwortlich führen. Bei den Filialketten habe der örtliche Leiter keine Kompetenz, Geld spenden zu dürfen. Zu seiner Überraschung stieß er andererseits auf offene Türen bei Dönerbuden und einer Änderungsschneiderei, die Türken gehören. „Sie haben für die Caritas gespendet“, zeigt er sich begeistert.
Wie
wichtig diese Hilfen aus der Bevölkerung sind, darauf weist Aigster in seiner
kurzen Begrüßung der
SammlerInnen
hin. „Immer mehr
Menschen sind von Armut und Lebenskrisen betroffen“. Jede Spende helfe, „dass
Bedürftige sich Kleider leisten, Arme gute Lebensmittel einkaufen könnten“.
Ohne sie hätte er zum Beispiel die Anschubfinanzierung für Tafelladen in
Mindelheim, den
Second-Hand-Laden
sowie die Möbel-
und Haushaltswarenbörse in Bad Wörishofen wie auch den Kleiderladen in
Memmingen nicht zusammen gebracht.
„Stärken Sie Zusammenhalt“ – so lautet das Motto der diesjährigen Caritas-Sammlungen. Es funktioniert offensichtlich, betrachtet man die Beispiele Aigsters . Bischof Mixa unterstrich deshalb in seiner Predigt wohl aus gutem Grund, wie wichtig die Solidarität der Menschen füreinander ist: „Wir brauchen uns dringend gegenseitig“, um das soziale Antlitz der Gesellschaft zu bewahren und weiter zu pflegen.
Alle sollten sich an diesem Tag in Mindelheim einbezogen wissen. Umso mehr freute sich der Augsburger Bischof, dass zahlreiche Bewohnerinnen und Bewohner des Mindelheimer Caritas-Altenpflegezentrums St. Georg in ihren Rollstühlen an dem Gottesdienst teilnahmen. Sie feierten am gleichen Nachmittag das zehnjährige Bestehen ihres Hauses. Mixa sprach ihnen wie den Caritas-SammlerInnen Mut und Zuversicht im Glauben zu, aber auch um ihr Gebet, „weil wir Sie und Ihr Beten zu unserer Unterstützung brauchen“.