Ohne staatliche Ko-Finanzierung droht das Aus für die Allgemeine Sozialberatung. In Starnberg musste bereits eine ASB-Beratungsstelle schließen
Augsburg, 14. November 2025 (pca). Die kirchlichen Beratungsstellen sind am Limit: Eine steigende Anzahl von Menschen in Not, aber keine gesicherte Finanzierung der "Allgemeinen Sozialberatung". Vor den Folgen warnt der Diözesan-Caritasverband Augsburg.
"Wir beobachten steigende Armutsrisiken. Unsere Allgemeinen Sozialberatung ist gefragt wie selten zuvor. Sie ist ein Grunddienst der Caritas und ein Grundpfeiler der sozialen Infrastruktur", sagt Diakon Markus Müller, Direktor des Caritasverbandes für die Diözese Augsburg: "Dieses Angebot ist aber gefährdet, weil die weitere Finanzierung zunehmend wackelt."
Armut und Notlagen nehmen zu
Dabei wird das Angebot gebraucht, das zeigt der bundesweite Trend: Laut Statistischem Bundesamt ist jeder Fünfte armuts- bzw. ausgrenzungsgefährdet (etwa 17,6 Millionen Menschen). Besonders betroffen sind Seniorinnen und Senioren, Menschen mit Migrationshintergrund, von Obdachlosigkeit Betroffene und Menschen in multiplen Belastungen.
Für diese Menschen gibt es bei der Caritas eine - die einzige! - Anlaufstelle mit einer Lotsenfunktion durch den Dschungel von Hilfsangeboten, Anträgen, einer schwer überschaubaren Anzahl von digitalen Angeboten: die "Allgemeine Sozialberatung", kurz ASB. Gerade in akuten Krisen ist sie für viele Menschen DIE erste zentrale Anlaufstelle. Sie füllt "unverständliche" Anträge aus, vergibt Gutscheine für die Tafel, vermittelt Kontakte bei Ämtern. Für Betroffene ist das Angebot kostenlos.
Die ASB half in der Diözese Augsburg 2024 in rund 8000 Beratungsgesprächen weiter. Tendenz stark steigend. Die Berater stellen eine Zunahme der Anfragen von deutlich über 10 Prozent fest. Viele müssen sogar Wartelisten einführen.
Das Aus droht: Die Finanzierung muss gesichert werden
Doch die Finanzierung des Angebotes wird immer schwieriger. Die 17 ASB-Stellen in der Diözese sind am Limit. Eine musste sogar schon schließen, die Beratungsstelle des Caritasverbandes Starnberg.
Caritasdirektor Markus Müller appelliert angesichts der Katholischen Armutswochen, das Aus der ASB zu verhindern, die bisher fast ausschließlich von Kirche und Caritas finanziert werden. "Wir übernehmen staatliche Aufgaben, aber es gibt keine gesetzlich verankerte Pflicht für eine staatliche Refinanzierung unserer Arbeit."
Müller betont: "Um die Sozialberatung ASB, dauerhaft aufrecht zu erhalten, braucht zusätzlich eine planbare Finanzierung durch Kommunen und Länder." Nur mit einer gemeinsamen Finanzierung aus Kirche, Caritas, Kommunen und Ländern bleibe die ASB als unverzichtbarer erster Anlaufpunkt erhalten.
Warum die ASB unverzichtbar ist
- Sie ist Lotse: Betroffene sind in akuter Notlage oft überfordert von den für sie undurchschaubaren Angeboten. Die ASB klärt unterschiedlichste Problemlagen, löst akute Krisen und vermittelt weiterführende Hilfsangebote.
- Sie ist kostenlos und hilft unmittelbar: Die zentrale erste Anlaufstelle ist für Betroffene komplett kostenlos
- Niedrigschwellig: "Jeder kann kommen."
- Sie ist offen für alle in Not: Die ASB steht allen Menschen offen, unabhängig von Herkunft, Alter, Geschlecht, sexueller Orientierung oder religiöser Zugehörigkeit.
Die Armutswochen
Der Deutsche Caritasverband, der SkF Gesamtverein und der SKM Bundesverband rufen jedes Jahr zu den Armutswochen auf. Die Armutswochen beginnen am 17. Oktober mit dem Internationalen Tag für die Beseitigung der Armut und enden am 16. November, dem vom Papst ausgerufenen Welttag der Armen. In diesen Aktionswochen gegen Armut finden in vielen Ortsverbänden von Caritas, SkF und SKM bundesweit Veranstaltungen und Aktionen statt, die auf das Thema Armut und die Situation der Menschen in Notlagen aufmerksam machen sollen